In der letzten Zeit wurde nicht nur bei Menschen im Rahmen des „gesunden und natürlichen“ Umgangs mit Erkrankungen immer wieder die Frage aufgeworfen, warum wir impfen, ob man überhaupt impfen solle oder ob es nicht besser sei, Erkrankungen zu durchleben, um dadurch einen „natürlichen“ Schutz gegen Krankheiten zu haben. Ein häufiges Argument gegen das Impfen ist auch, dass es „die Erkrankungen“ überhaupt nicht mehr gibt, was damit begründet wird, dass jemand einen Hund besitzt, der nie geimpft wurde und trotzdem oder gerade deshalb (?) gesund blieb.

Doch was ist Impfen eigentlich?

Wogegen impfen wir und auf welche Gefahren lassen wir uns ein, wenn unser Hund eine „dieser Erkrankungen“ bekommt?

Bei den Impfungen unterscheidet man die aktive Impfung von der passiven Impfung.

- Bei der aktiven Impfung werden abgetötete oder abgeschwächte Erreger an den Empfänger verabreicht, dessen
  Immunsystem daraufhin reagiert und Antikörper bildet. Diese Reaktion benötigt eine gewisse Zeit.
  Es verbleiben Gedächtniszellen, die beim wiederholten Kontakt mit dem Erreger sofort mit der Produktion vieler 
  Antikörper reagieren.

- Bei der passiven Impfung werden bereits von anderen Organismen gebildete Antikörper verabreicht, die sofort die
  Erreger bekämpfen, vom Körper aber schnell abgebaut werden, da sie „fremd“ sind. 
  Zudem ist hier eine allergische Reaktion nicht selten.

Und wogegen impfen wir unsere Hunde eigentlich?

Oft fällt der Begriff „5-fach Impfung“.
Auf den Aufklebern im Impfpass befinden sich „seltsame“ Buchstaben, die erst nach längerem erkennen lassen, dass hier gegen 5 verschiedene Erkrankungen vorgebeugt werden soll. Diese Erkrankungen sind
 
- Leptospirose
- Staupe
- Parvovirose und
- HCC (Hepatitis contagiosa canis).
- Tollwut (Rabies)


Die Leptospirose ist eine weltweit verbreitete bakterielle Erkrankung, die auch als Morbus Weil bekannt ist.
Das natürliche Erregerreservoir sind besonders Nagetiere, die die Bakterien mit ihrem Urin ausscheiden und sie über Wasser auch über weite Strecken verbreiten können.
 
Die krankheitserregenden Bakterien heißen Leptospiren. Diese sind extrem nässe- und kältestabil und überdauern deshalb außerhalb der Nager gut in unserer Umwelt.

Aufgenommen werden Leptospiren durch Risse in der Haut oder öfters noch über Schleimhautkontakt, z. B. beim Schnüffeln oder beim Trinken aus Pfützen oder anderen natürlichen Quellen.
 
Symptome:

Die Erkrankung kann auch beim Menschen schwerste Verläufe zeigen. Es kommt zu hohem Fieber, Appetitlosigkeit, geröteten Bindehäuten, Mandelentzündung und dem gefürchteten Leber- und Nierenbefall. Mensch wie Hund erleiden eine Gelbsucht. Bei Nierenbefall werden Erreger mit dem Harn ausgeschieden und können erneut Erkrankungen auslösen. Schlimmstenfalls geht die Erkrankung in eine chronische Nierenerkrankung (Nephrosklerose) über. Beim Menschen sind Hirnhautentzündungen und Herzbeteiligung keine Seltenheit, Hunde sind davon weniger betroffen.

Die Leptospirose ist eine ernst zu nehmende Erkrankung. Vor der Antibiotika-Ära starben 90% der Leberstadien und 60% der nierenerkrankten Hunde, noch heute versterben 30% der erkrankten Hunde.

Behandelt wird mit Antibiotika, passive Immunisierungen sind möglich, die aktive Impfung 1-mal jährlich kann vorbeugend schützen.

 


Staupe ist eine hochansteckende Viruserkrankung, die meist zusätzlich durch Bakterien verkompliziert wird.

Der Erreger ist den Masern des Menschen ähnlich und befällt alle „Hundeartigen“, Bären, Wiesel, Frettchen und Robben. Aufgenommen werden die Viren ähnlich unseren Grippeviren über Nase, Augen und Mundschleimhaut.

Der Erreger ist sehr kälteresistent.
Welpen werden durch Antikörper der Mutter geschützt, die über den Mutterkuchen übertragen wurden. Ab der 12. Lebenswoche sind Welpen staupeempfindlich. Die Erkrankung ist massivst ansteckend und weist eine hohe Sterberate auf. Durch die zunehmende Impfmüdigkeit kam es immer wieder zu Epidemien, so z.B. 1971/72 und 84/85 in der Schweiz und 87-89 in Frankreich.

Symptome:

Etwa eine Woche nach Kontakt kommt es zu hohem Fieber, der Hund ist apathisch, appetitlos. Nach 2 Tagen Fieberfreiheit kommt es erneut zu hohem Fieber, sowie zu grünem Augenausfluss, Lungensymptomen und auch Hirnbefall. Die Tiere sind schläfrig, erregt, können krampfen und blind oder taub werden.
 
Da die Staupe eine Virusinfektion ist, hilft die Behandlung mit Antibiotika deshalb nur gegen die bakterielle Superinfektion. Antikörper können verabreicht werden, die Sterblichkeit ist sehr hoch. Nur die Impfung kann schützen.

 

Hepatitis contagiosa canis (ansteckende Leberentzündung des Hundes) ist auch als Rubartsche Krankheit bekannt und wird durch ein Virus ausgelöst.

Symptome:

Die Erkrankung verläuft staupeähnlich. Die betroffenen Tiere weisen hohes Fieber auf, Appetitlosigkeit, Durchfälle, eine Blutungsneigung. Das Hirn kann befallen werden, die Mandeln und die Nieren. Die Hornhäute der Augen können sich trüben. Der Tod kann innerhalb von 3 Tagen eintreten.
Überlebt der Hund die ersten 4 Krankheitstage, ist die Prognose etwas besser.

Behandeln kann man Hepatitis lediglich mit Antikörpern. Antibiotika sind hier auch nur gegen die bakterielle Superinfektion zu geben.
Die Impfung kann vor der HCC schützen. 

 

Parvovirose ist eine besonders von Züchtern äußerst gefürchtete Krankheit, die innerhalb von Stunden zum Tode von Welpen führen kann.

Verursacht wird diese Erkrankung durch ein Virus, das vermutlich durch eine Mutation des Katzenleukopenie-Virus entstanden ist.
1977 trat die Erkrankung erstmalig in den USA auf und verbreitete sich schlagartig weltweit. Der Erreger ist extrem widerstandsfähig. Die Erkrankung betrifft vorwiegend Welpen und alte Tiere.

Symptome:

Unterschieden werden eine Herzerkrankung und ein Magen-Darmbefall.
Welpen mit Herzbefall im Alter von 2 bis 16 Wochen erleiden oft einen plötzlichen Herztod. Überleben diese Tiere, leiden sie fortan oft an schwerster Herzschwäche.

Der Schrecken der Züchter ist meist die gastroenteritische Form mit explosionsartigen wässrig-schleimigen bis blutigen Durchfällen, die in kürzester Zeit zum Austrocknen der Welpen mit Kreislaufstörungen und nachfolgendem Tod führen. Die Sterblichkeit der betroffenen Welpen ist hoch, bei Behandlung mit Infusionen immer noch 20%.
Die Impfung kann schützen. 

 

Tollwut (Rabies, Lyssa) ist eine ausnahmslos tödlich verlaufende Viruserkrankung des Zentralnervensystems. Fast alle Warmblüter, so auch der Mensch, können daran erkranken und sterben daran.
 
Die Tollwut ist keineswegs ausgestorben! Immer wieder tritt Wildtollwut auch in Deutschland auf, so vor kurzem wieder in Hessen und Nordwürttemberg.

Das Virus im Speichel wandert langsam an den Nerven entlang in das Gehirn, Speicheldrüsen, innere Organe und Muskeln. 2 bis 12 Wochen oder auch noch länger benötigt dieser Vorgang.

Symptome:

Beim beginnenden Krankheitsverlauf sind als diskrete Frühsymptome häufig Schreckhaftigkeit, Erregung, ungewohnte Zutraulichkeit oder Fliegenschnappen zu beobachten.
Um die Bissstelle kommt es zu Missempfindungen, die Tiere lecken und knabbern dort, die Bissstelle kann bis zur Verstümmelung benagt werden.
Ein sogenannter „perverser“ Appetit kann auftreten, wobei ungenießbare Dinge verschluckt werden. Ein melancholisches Stadium, die „stille Wut“ tritt oft beim Hund auf, nach 3 Tagen kann es zur Raserei mit verminderter Schmerzempfindung kommen, danach tritt unter Krämpfen und Atemlähmung der Tod ein.
Bekannt sind Schlundkrämpfe beim Anblick von Wasser, das nicht getrunken werden kann. Das Bewusstsein bleibt erhalten, betroffene Menschen erleben dieses langsame Sterben bei vollem Verstand, lediglich die Intensivmedizin kann das unvermeidliche Sterben etwas erleichtern.

Dabei gibt es verschiedene Impfstoffe, einen Tot- und einen Lebendimpfstoff.
Da in manchen Ländern ein Lebendimpfstoff verwendet wird, der nur 70 Passagen während des Herstellungsprozesses durchlaufen hat, müssen die zu impfenden Hunde hier älter als 5 Monate sein.
Die in Deutschland verwendeten Impfstoffe sind für Welpen ab der 12. Woche zugelassen. Hier besteht keine Gefahr einer Infektion des Welpen durch den Impfstoff. 

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die genannten Symptome der Tollwut schwerste Erkrankungen des Hundes mit hoher Sterblichkeit darstellen und dass somit das Durchleiden der Erkrankungen für den Hund eine schlimme Qual darstellt; nicht zuletzt besteht auch noch das Risiko für den Besitzer, selbst an Leptospirose oder noch schlimmer: an Tollwut zu erkranken.

Schutz vor Tollwut kann lediglich die aktive Immunisierung bieten.



Also impft Eure Tiere!

Noch eine Anmerkung zum Argument, dass ein Hund ungeimpft sein Leben ohne Erkrankung verbrachte.
Diese Tiere sind durch die Impfungen anderer Hunde mit geschützt, da diese nicht erkranken und sich die Erkrankungen also kaum von Hund zu Hund verbreiten.

Untersuchungen haben bewiesen:
Unterschreitet die Durchimpfungsrate 60%, sind wieder Epidemien möglich, wie dies bereits bei der Staupe erwähnt wurde.

Und wie impfen wir nun unsere Hunde?

Das Impfschema sieht vor, dass der Welpe in der Regel

- im Alter von etwa 8 Wochen eine erste Immunisierung gegen Leptospirose, Parvovirose, HCC und Staupe erhält.

- 4 Wochen später, also im Alter von ca. 12 Wochen, die gleiche Kombination und in Deutschland
  die erste Tollwutimpfung. 

Nach aktuellen Erkenntnissen wird empfohlen, nach

- 4 weiteren Wochen, also im Alter von etwa 16 Wochen oder 4 Monaten, dies zu wiederholen,
  da manche Welpen zum Zeitpunkt der ersten Impfungen noch viele mütterliche Antikörper aufwiesen
  und somit selbst keine oder nur wenige    Antikörper bildeten.
 
- Nach der Grundimmunisierung erfolgen jährliche Auffrischungsimpfungen.

Lassen Sie sich hierzu von Ihrem Tierarzt beraten - zum Wohle Ihres Hundes!                                                                                                                            

                                                                                                            

Dr. Kathrin Lange

 

 

 

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